Deutschland, Deine Fischbrötchen.

Wie Ihr ja (aus bespielsweise) diesem und diesem post wisst, kann man mich normalerweise NICHT mit einer Deutschlandreise erfreuen. Da nun aber für Anfang Mai ein Deutschlandbesuch geplant ist, liege ich U. schon seit Tagen in den Ohren mit so völlig unpassenden und unangebrachten Fragen wie: “Muss das denn sein?”, “Kannst Du nicht alleine fliegen?” und der ultimativ destruktiven Frage: “Was soll ich da?”,  bis mich mein ebenso sanftmütiger wie geduldiger Mann wieder auf den Boden der Tatsachen und damit den Pfad einer tugendhaften Haltung gegenüber meinem (un)geliebten Heimatland zurückführt: “Ganz einfach, Hase, Du musst Schuhe kaufen!”

Das ist in der Tat ein schlagendes Argument. Ich liebe Schuhe. Gute Schuhe. Schuhe, in denen man sogar gehen kann. Schnell, möglichst. SOLCHE Schuhe gibt es nicht in Indien. Jedenfalls nicht für Frauen. Die durchschnittliche Inderin steckt ihr zartes, oder weniger zartes Füßchen in der Regel in feinst zisilierte Sandalen, was zwar den Temperaturen angemessen, aber zur Fortbewegung wenig hilfreich ist.

Und wo bleibe ich da mit meinem preussischen Stechschritt? Richtig! Nirgendwo. ES GIBT KEINE BRAUCHBAREN-STECHSCHRITT-SCHUHE IN INDIEN! Ich brauche Schuhe, die nicht nur zum indischen Schlendergang taugen, ich könnte es auch Watscheln nennen, denn die durchschnittliche indische Frau (maids ausgenommen) bewegt sich in der Regel nicht schneller als eine Schildkröte auf Valium. Deshalb werden viele von ihnen auch so fett. Ihre, nennen wir es mal, Bewegungsresistenz, gepaart mit enormen Mengen an Ghee hinterlassen irgendwann ihre Spuren, von nix kommt nix.

Anyway, wo war ich?

Ach ja, Schuhe. Wunderbar! Ich liiieeebe gute Schuhe. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht sagen.

Ich wollte von meiner reumütigen Abbitte schreiben, die mich heute ereilt hat. Ereilt hat, als ich noch im Halbschlaf lag und mich dabei ertappte, wie sich vor meinem geistigen Auge ein großes Fischfilet formte, paniert, mit einem großen Klecks frischer Sauce tartare und einem noch größeren Klecks Speckkartoffelsalat einer bekannten Imbisskette mit dem Namen eines großen, düsteren, nördlich gelegenen Meeres. Auf meiner unausgeschlafenen Zunge bildete sich eine Pfütze und mein Gehirn sponn weiter: Es tauchten Bilder längst vergessener Gerichte auf, die seltsamerweise alle etwas mit Rind zu tun hatten: Filetsteaks, Gulasch, Roulade…. Der Sabber lief, ich fragte mich: Gibt es so etwas wie Rindfleisch-Entzug?

Jedenfalls ereilte sich nach meiner geistigen Hausmannskost-Orgie ein sehr friedliches Gefühl, was meinen Aufenthalt in Deutschland angeht: Ich werde furchtbar nette Menschen treffen, ich werde Schuhe kaufen und ich werde Fisch essen. Rollmops. Filet. Brathering. Und Rindfleisch. Geil!

Und was, liebe Julia, gibt es daran zu meckern?

Nichts. There are worse things I could do.

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14 Responses to “Deutschland, Deine Fischbrötchen.”

  1. Annibody says:

    … und das Schoenste daran ist, dann man bei den deutschen Fruehlingsemperaturen sogar Lust und Spass daran hat, sich im preussischen Stechschritt fortzubewegen.

    Ich war ja schon bei den bis zu 40 Grad im Maerz nahe an meiner Hitze-Toleranz-Grenze und muss sagen, wenn ich so hoere, wie meine Schwiegereltern am Telefon ueber die steigenden und steigenden Temperaturen klagen, bin ich ganz froh, nicht in Indien, sondern im schoenen bluehenden Deutschland zu weilen.

    Einen schoenen Urlaub wuenscht, Annibody

  2. Steffi says:

    Huhu Julia!

    Jaja, nicht alles ist schlecht in der Heimat. 😉

    Sehen wir uns?

    Liebe Grüße,
    Steffi

  3. Daniela says:

    Ach so…ich dachte immer, dass man sich hierzulande beim Stechschritt das Genick bricht, liege an den Zuständen der Fußwege… Derweil sinds die Schuh. 😉

    Ein sehr leckerer Beitrag. Muss mir gleich noch ein paar Einträge auf meiner eigenen To-Eat-List machen.

    Viel Spaß beim Essen & Kaufen.

    LG
    Daniela

  4. jules says:

    @ Annibody: Ja, der Frühling in Deutschland ist herrlich! Ich bin nur gespannt, wieviele Pullover ich anziehen muss, um nicht zu erfrieren 😉 Aber der Stechschritt hilft sicher, warm zu bleiben und erfahrungsgemäß ist der Wechsel von der Wärme in die Kälte angenehmer, als andersherum.

    @Steffi: Klar sehen wir uns, wenn die Reise denn zustande kommt: Momentan stehen wir bei drei Fluggesellschaften auf der Warteliste…. Es ist alles, alles ausgebucht! Ich meld mich, sobald ich Genaueres weiß.

    @ Daniela: Danke! Wenn ich meine Zähne in das erste Fischbrötchen schlage, werde ich an Dich denken und Dir ein virtuelles Brötchen senden – Es hätte, glaube ich, wenig Sinn, Dir ein ‘Parcel‘ zu schicken, so gern ich das täte, es sei denn, Du stehst auf Gammel-Fisch – wohl eher nicht! ;D

    LG an Euch alle!
    J.

  5. Daniela says:

    …oh, aber ich fliege in zwei Wochen ebenfalls nach Deutschland. Von daher: Frisch aus der Frittöse. 😉

    LG
    Daniela

  6. alle fliegen nach dtl! 🙂 ich auch! 😀
    fischbrötchen ich komme!

    was allerdings stechschrittschuhe sind, hab ich irgendwie nicht verstanden…? mir ist allerdings aufgefallen, dass die auswahl an damenschuhen im vergleich zu 2007/08 deutlich besser geworden ist. zumindest in mumbai. 😉
    lg anja

  7. jules says:

    Klasse!

    Na dann herzhaftes Hineinbeißen! Und eine gute Zeit Euch allen!

    LG
    J.

  8. Ute says:

    Viel Spass in Deutschland, wir fliegen naechste Woche auch 😉 Wir koennten ja dann mal ein Expat-Treffen in Deutschland veranstalten, damit wir Indien nicht gar so vermissen ;-P

    lg Ute

  9. Annibody says:

    Hi Julia,

    als wir kurz nach Ostern aus dem Indienurlaub wieder in der Heimat gelandet waren, haben wir zu Hause erstmal alle Heizungen voll aufgedreht, waehrend draussen die Leute in kurzen Sachen vorbei spazierten. Es war der erste schoene Tag in Deutschland nach eine langen Kaelteperiode, deswegen waren alle super froh ueber die gefuehlten warmen 15 Grad. Nur wir undankbaren Urlauber, die aus der steigenden steigenden Hitze Indiens kamen, konnten uns ueber 15 Grad nicht wirklich freuen.
    Mittlerweile ists aber auch hier waermer geworden. Immerhin 28 Grad letzten Donnerstag!!! Ok, heute ists wieder deutlich kuehler, aber ich hoffe doch sehr auf eine erneute Sonnenperiode.

    Schoenen Urlaub,

    Annibody

  10. Kerstin says:

    Na das ist ja witzig. Weisst Du, was ich ca. eine Stunde nach meiner Ankunft am Hbf. von N. in mich reingeschlungen habe? Das erraetst Du nie!!! Dillhappen mit Butterkartoffeln, hmmmmmmmmmm. Und von wem? Natuerlich von dieser bekannten, hach leider hab ich den Namen vergessen, Kette, die auf keinen Fall aus dem Sueden kommt;)

    Schade, schade, dass Du unserem Heimatland so wenig abgewinnen kannst. Ich jedenfalls liebe es von Jahr zu Jahr mehr, aber darueber berichte ich in meinem Blog.

    LG
    eine essenstechnisch wieder versoehnte Kerstin

  11. Stanley Beamish says:

    Namaste allerseits,

    ja, ja diese kulinarischen Gelüste. Komisch wie wir aus frühkindlicher Prägung, egal wie lange man woanders lebt, oder auch wie tolerant man ist, dieser Schmacht, oder auch Entzug, einen ereilt. Man kann leider überhaupt nichts dagegen machen, lediglich sich hingeben.

    Leider leiden die Inder, auch in diesem Punkt, unter einer maßlosen Selbstüberschätzung. Sie selbst sagen, Indien habe die beste Küche der Welt. In diesem Punkt trauen Inder nur Indern. Das führt leider auch zu sehr peinlichen Szenen im Ausland. Auf einer Geschäftsreise nach Korea, bei der sich unsere Gastgeber sehr viel Mühe gaben, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, wurden die Abendessen zu äusserst peinlichen Veranstaltungen. Mit angeekelten Gesichtern saßen die indischen Kollegen vor dem Besten, was die koreanische Küche hervorzubringen vermag und aßen keinen Bissen. Kein bisschen Weltoffenheit, kein Funken Courage, einmal etwas Unbekanntes zu kosten, zu nichts konnten sie sich hinreißen lassen. Alle Annehmlichkeiten dieser Welt, tolle Hotels, saubere Stadt – alles wird mitgenommen: aber nur mit indischem Essen, alles andere ist Dreck.

    Übrigens: seitdem meine Firma ihr Engagement in Indien begann und auch die ersten Inder nach Deutschland reisen mussten/durften, hat das einzige indische Restaurant der Stadt einen ungeahnten Zustrom an Gästen zu verzeichnen.

    Allerdings führt dieses auch zu einer, in Indien ungewöhnlichen, Toleranz: Überhaupt kein Problem, ca. 30 Kg Lebensmittel am indischen Zoll ins Land zu schmuggeln. Die Zöllner sind von Natur aus neugierig, die indischen besonders, nur Lebensmittel sind ihnen völlig egal.

    Aber auch die Deutschen haben ihre Macken: In einem anderen Fall fand es eine Airline nicht witzig, als ein deutscher Kollege mit 8 Kg Übergepäck in Deutschland einchecken wollte: Brotbackmischungen! Um das fällige Geld zu sparen, wurden am Schalter schnell mal 8 Kg Backmischungen ins Handgepäck umgeladen (allerdings befanden sich insgesamt 30Kg davon im Gepäck). Soviel zur frühkindlichen Prägung. Ohne Brot geht es für die Deutschen nicht!

    Ist die Toleranz eines Landes und deren Menschen darin abzulesen, wie viele unterschiedliche Restaurants es gibt? In Deutschland haben die Immigranten aus vielen anderen Nationen jedenfalls dafür gesorgt, dass die kulinarische Landschaft so bunt ist, dass man nicht mehr aus Berlin heraus muss, um kulinarisch einmal um die Welt zu reisen. Wie langweilig und spiessig würde Deutschland sein, hätten die Gastarbeiter seit den 50ern uns nicht ein wenig mehr über den Horizont sehen lassen.

    Schreiben macht hungrig, besonders bei so einem Thema. Ich werde jetzt erstmal frühstücken gehen, indisch! Dosas und n Chai.

  12. jules says:

    @ Ute: Nette Idee! Aber vermutlich klappt es nicht, alle expats zusammenzutrommeln, weil alle bestimmt sehr beschäftigt sind. Aber ich verspreche Dir hiermit hoch und heilig, dass ich mich auf jeden Fall melde, wenn ich das nächste Mal in Udaipur bin. Und dann verpasst Du mir die erste Reitstunde meines Lebens auf den schönen Marwaris!
    Freu mich auch, wenn wir uns endlich mal kennenlernen!

    Liebe Grüße und eine schöne Zeit in Deutschland!

    @ Kerstin: Dillhappen! Ich lieebe Dillhappen, schleck! Iss für mich mit, ich fliege erst Donnerstag!
    Vielleicht geht es mir ja diesmal so wie Dir?!

    Liebe Grüße!

    @ Annibody: Ich hab nachgesehen: Donnerstag werden es 15 Grad in Hamburg. Eine ganz natürliche Klimaanlage – was will man mehr? Ich glaube, ich werde die Kälte genießen, und wie!

    Liebe Grüße!

  13. Ute says:

    Ich nehme dich beim Wort! Das naechste Mal entkommst du uns nicht 😉

  14. Kerstin says:

    Hallo Julia,

    was meinst Du damit, vielleicht geht es Dir dieses Mal so wie mir? Oder meinst Du, Du koenntest Deutschland nun doch einiges abgewinnen;)?

    LG und viel Spass in DE
    Kerstin