Helge is back!

Helge-Timmerberg

Es gibt Zeiten der Dürre und es gibt Zeiten des Überflusses: Als ich vor nahezu zwei Jahren diesen Eintrag postete, ging ich davon aus, dass meine literarische Dürre für den Rest des Lebens andauern würde, hatte doch der geilste Reise-Schreiber der Nation angekündigt, jetzt seine Wandertätigkeit einzustellen und in Berlin für den Rest seines Lebens in den Sessel zu pupsen. Timmerberg, der Prophet, war müde.

Ich hingegen war zerstört. Hatte nicht er, der Eine, der Wahre, der Einzigartige, meine Tage erhellt, mein Zwerchfell erschüttert, Lebensfreude in der Düsternis des spießigen Alltags geschenkt, wenn U. und ich abends zusammen saßen und beim gegenseitigen Vorlesen so laut lachten, dass unsere ehemaligen Nachbarn uns am nächsten Tag besorgt und eine Spur zu neugierig fragten, was wir denn gestern für eine Party gehabt hätten?

Klare Sache: Timmerberg-Party. Der Mann der neuen Perspektiven, der Mann des freien Denkens, und, schlimmer noch, des freien Lebens. Irgendwann muss auf einem seiner zahlreichen LSD-Trips/Kiffereskapaden mit seinem Gehirn irgendwas in die Grütze gegangen sein, und das war gut so,  denn es ist das verdammt beste Stück Reiseliteratur dabei herausgekommen, das Deutschland derzeit zu bieten hat, und ein freier Mensch mit neuen Synapsen, oder so. Vielleicht auch nur anderen Querverbindungen, wer weiß das schon so genau. Jedenfalls verdammt gut: Timmerberg schreibt wie Hendrix Gitarre spielte, oder Marvin Gaye sang und vögelte: leidenschaftlich, grenzenlos. Und er ist eine coole Sau.

Leider sind wir Menschen so gestrickt, dass wir ständig Neues brauchen, neue Autos, neue Frauen (oder Männer), neue Bücher… und ich wartete. Und wartete. Checkte das Netz. Hier und da ein paar erleuchtende Brocken, doch nichts Substantielles (ich weiß: das schreibt man heute mit ‘z’, aber ich weigere mich).

Doch jetzt, als U. heute Nacht um 4.00 Uhr aus Deutschland in Pune eintraf, hatte er etwas dabei, das besser ist als jedes Koks, jedes Ecstasy oder was immer Mensch schlucken oder schniefen kann, um sich gut zu fühlen: Einen frischen, jungfräulichen Band von Timmerbergs Reiseerzählungen.

Und so begann der Tag um kurz nach Vier mit dem vorsichtigen Lösen der Zellophanhülle, dem ersten Beschnuppern (und Lesen) des Klappentexts, und den ersten, kostbaren Passagen. Und ich war mir sicher: Dies wird ein weiterer Meilenstein in der Welt der deutschen Reiseliteratur, auch wenn mir Titel und Lobpreisungen egal sind, außer meinen eigenen, versteht sich.

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