You are so cute!

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Ist schon merkwürdig: Eigentlich wollte ich Somosa leise und sanft entschlafen lassen, aber die jüngsten Ereignisse kribbeln in den Fingern und ein paar von Euch, die mir offensichtlich zugeneigt sind, lassen nicht locker: Soll Somosa leben oder sterben?

Ich könnte (und werde) Geschichten der letzten sechs Monate erzählen…

Eines vorab: Mir – und allen, die mir lieb und teuer sind, geht es gut, sehr gut. Als ich im letzten… ? (Moment, lasst mich nachsehen- wann war es denn eigentlich? O.K., November) erwähnte, dass ich mich zurückziehe, hätte ich nicht geglaubt, dass das ein so großes -und vor allem langfristiges- Thema wird. Aber das Leben ist immer anders als unsere Vorstellung.

Um etwas konkreter zu werden: Ich war (und bin, allerdings mit nachlassendem Elan, weil schon wieder ein anderes Thema aktuell ist) damit beschäftigt, klassische indische Miniaturen nach Deutschland zu exportieren, sowie Marmor-Gebrauchs/Dekorgegenstände, wie beispielsweise durchaus geschmackvolle, schlichte Schalen, große Wasserbecken ohne den typisch indischen Barock, Nandis etc., also Einrichtungsgegenstände, die der durchschnittliche Germane unbedingt zum Glücklichsein braucht. Oder etwa: Nicht?

Daneben war ich kurzfristig auf der Jagd nach Stille und habe mehrere Meditationsretreats eines buddhistischen (!) Lehrers hier in Pune mitgemacht – sehr wertvoll und sehr unangenehm. Vor allem, wenn man gerade in einer Umbruchphase ist…

Aber das Schöne ist ja, das sich das Leben gern selbst überholt: Nach all den Monaten Indien fanden U. und ich es beide an der Zeit, einmal URLAUB zu machen, richtigen Urlaub.  Also keine Staub- und Kilometer-Fresserei auf indischen Highways, keine ölschwangeren Bhajiis als Reiseproviant am nächstgelegenen Straßenstand, keine versifften Hotelzimmer mit roter Betelrotze in den Ecken und dreckiger Bettwäsche, sondern: klassisch am weißen (und sauberen) Strand liegen,  bunte Fische betrachten… und Eintauchen in die Stille und Gelassenheit der Unterwasserwelt. Und abends Sang-Som (Thai-Rum) am Strand trinken, blutrote Sonne inklusive.

Das ist durchaus gelungen: Ihr hättet meinen Befreiungsschrei hören sollen, als ich (einem weiteren buddhistischen Retreat in Thailand entronnen) nach nur vier statt zehn Tagen meine Kiefer in ein köstliches Thai-curry (“phet-phet!”) schlug, den letzten verbliebenen alten Traveller-Bungalow aus Holz am Haad-Yao bezog (nein: keine Klimaanlage, kein Fernseher), die Palmenschatten auf dem weißen, feinen Sand betrachtete und fett grinsend dachte: “Ja, jaaa, so soll es sein, möglichst neverending, if you´re polite enough to ask, will you please..!” Und so verbrachte ich einen Monat ohne irgendeine Form von Nerverei auf Koh Phangan im Golf von Thailand – Eine Insel, für die ich hier keine Werbung machen werde, weil alles so scheußlich war, unaushaltbar doof. So doof, dass wir konkret überlegen, uns dort ein Refugium zu kaufen.

Also habe ich jetzt meine alte Liebe Thailand an der Backe, this soft-spoken country that I almost forgot. Was für ein Unterschied zu Indien: In Thailand sind vorsichtige Freundlichkeit, Gelassenheit und ein höflicher Umgang miteinander unsichtbare, aber unverzichtbare Basis der Kommunikation. Indien erfreut mich hingegen – insbesondere nach dem Anschlag in Pune´s German Bakery – mit ruppiger Bürokratie. Ausländer, also wir, werden seit dem jüngsten Anschlag mit großem Misstrauen wahrgenommen; wenn ich morgens zum Spaziergang mit Kalu in den Koregaon Park fahre, passiere ich diverse Straßensperren aus Sandsäcken, auf uns gerichtete Gewehre inklusive, an deren hölzernern Griffen die Soldaten schlafen. Immerhin. Schlafen sie nur. Hoffentlich geht keines versehentlich los.

Es ist merkwürdig, zurück zu sein in Indien und meine vorbehaltlose Zuneigung und die Faszination, die mir einst so vertraut war, schwinden zu sehen: India is a tough country, always has been, and it´s changing for the worse. Aber dazu gibt es mehr zu schreiben. Nur nicht heute Abend.

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8 Responses to “You are so cute!”

  1. Uwe says:

    Liebe Julia,
    habe bis heute alle Deine Einträge mit größtem Interesse, allerdings ohne sie bis dato zu kommentieren, verfolgt.
    Da ich ein großer Indien-Fan bin (obwohl ich bis heute noch nicht die Gelegenheit / Traute hatte, dieses Land zu besuchen), sind deine Erlebnisse und Geschichten, die Du zum besten gibst, für mich ein einzigartiger, toller, teils lustiger teil äusserst informativer Einblick eines ‘Westlers’ in dieses so andere Land und dessen Kultur.
    Deshalb: Bitte, bitte mach weiter und lass uns weiter Teil haben.

    LG Uwe

  2. jules says:

    Hallo Uwe,

    Deine Wertschätzung freut mich – ehrlich!

    Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Aber Zuspruch von netten, intelligenten Lesern zu bekommen, die leider viel zu selten kommentieren, motiviert natürlich 😉
    Danke!

    LG Julia

  3. Donatella says:

    Liebe Julia

    ein ganz grosses Kompliment fuer Dich und deinen Bog!

    Es ist bestimmt manchmal nicht einfach sein Herz so offen oeffentlich zu machen (kleines Wortspiel ;-). Dein Tagebuch habe ich an nur einem veregneten roemischen Nachmittag ganz durchgelesen, so sehr haben deine Erzaehlungen mich gefesselt. Seitdem kehre ich oft zurueck in der Hoffnung neue Eintraege zu finden! Bitte hoere nicht auf zu schreiben! Ich war noch nie in Indien aber meine Liebe zu diesem Land ist in 10 Jahren London Leben immer staerker geworden! Seit einigen Jahren haben wir hier in Rom nun eine verstaerkte Einwanderungswelle aus Indien insofern oeffnet man sich auch hier dieser Kultur und dies freut mich natuerlich! Ich schicke Dir beste Gruesse und alles Gute! Donatella

  4. Sabine says:

    Hallo Julia,

    schoen das Du wieder “zurueck” bist. So wie ich es bereits schon mal erwaehnt hatte, bin immer regelmaessig auf Deiner Seite vorbeigesurft, nur um zu sehen das Du immer noch mit vielen anderen Dingen beschaeftigt warst. Es freut mich ungemein, das Du uns nun wieder an Deinen Abenteuern teilhaben laesst. (Bitte lass Somosa nicht sterben!)
    Ich finde es einfach klasse wie Du schreibst und durch Dich nehme ich Indien und das Leben hier auch Gott sei Dank mit ein bisschen mehr Humor.
    Bitte mach weiter so, ok?

    GLG Sabine

  5. Steffi says:

    Hallo Julia,

    wir alle hier (Du weißt schon) haben sehnsüchtig und mit Sorge auf ein Lebenszeichen von Dir gewartet. Was bin ich froh, daß es Dir gut geht!

    Ich hab mir extra Deines Blogs wegen ein Addon für meinen Browser installiert, der mich aufrüttelt, sollte es auf Deiner Seite etwas Neues geben.

    Es wäre sehr, sehr schade, würde Somosa sterben. Letztendlich mußt Du aber tun, womit es _Dir_ gut geht. Ich hoffe, es geht Dir besser, wenn Somosa lebt. 😉

    Ich bin gespannt auf weitere Berichte und drücke Dich virtuell.

    Liebe Grüße,
    Steffi

  6. jules says:

    Ihr seid süß!!! (wie in der Überschrift bereits erwähnt).

    Danke!
    Und, Steffi, dass mit Deinem add-on ist natürlich allerliebst 😉

    Julia

  7. teodoraa26 says:

    Hallo Julia,
    Was für eine Überraschung nach so vielen Monaten wieder einen Blogpost von dir im Newsfeed zu finden…. 🙂 Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben noch einmal etwas von dir zu lesen und hätte es sehr bedauert, wenn es diesen Blog wirklich nicht mehr geben würde.
    Toll, daß du es dir doch noch einmal anders überlegt hast 🙂
    Lg Thea

  8. Daniela says:

    Hallo Julia,

    Wie mysteriös! Ich hoffe, du schreibst weiter. Es ist immer wieder schön, von dir zu lesen.

    Lg
    Daniela