Archive for January, 2009

Alles perfekt.

Tuesday, January 13th, 2009

Es geschehen noch Zeichen und Wunder – in Indien täglich. Ich habe ja bereits an dieser und an dieser Stelle von meinem Kampf mit dem örtlichen Telefonversorger berichtet, als es darum ging, eine-wie-auch-immer-halbwegs-fuktionierende Telefon- und Internetleitung zustande zu bekommen.

Beim Anblick des obigen Telefonverteilers, der so offen in einer Seitenstraße der MG-Road steht, wird auch deutlich, warum. Wenn man sich das ganze nämlich einmal im Detail betrachtet, sieht das geordnete Chaos so aus:

Oder so:

Als ich dieses Foto machte, war gerade eine der herumstreunenden Kühe dabei, an den Leitungen zu knabbern. Leider fand sie mich wohl ein wenig aufdringlich, jedenfalls kam ich nicht mehr dazu, die inflagranti ertappte Kommunikationsmörderin zu fotografieren.

Es ist also kein Wunder, dass ein bekannter schwäbischer Hersteller für Luftleitsysteme die durchdachte indische Technik zum Anlass genommen hat, unter dem Slogan “Schwäbisch für Inder” ein paar mittlerweile legendäre Werbespots zu drehen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Einer davon sieht aus wie folgt:

Häuser für Arme, oder: Das Ende der Slums?

Friday, January 9th, 2009

Ausgangssituation: Millionen von einkommensschwachen Angestellten wie Hausmädchen, Putzhilfen, Sicherheitskräften und Straßenkehrer haben in den Innenstädten und nahe ihren Arbeitsplätzen kein Zuhause, jedenfalls kein legales. Bislang.

Das jedoch könnte sich bald ändern, zumindest wenn es nach dem Willen von Mr. Kumari Selja geht, seines Zeichens Union Housing Minister: 40 Städte sind bislang seinem Vorschlag gefolgt, adäquate und legale Wohnflächen in den Flächennutzungsplänen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen in der Nähe ihrer Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Bis zu 25 % aller erschlossenen Flächen sollen in Zukunft für EWS-und LIG-Angehörige (EWS: Economically Weaker Section; LIG: Low Income Group) bereitgestellt werden. Und, wenn es nach dem Willen von Selja geht, nicht nur auf öffentlichem Land: Auch private Investoren sollen zur Rücksichtnahme verdonnert werden; laut TOI sollen auch in Delhi 20-25 % ALLER Flächen für Wohnprojekte diesen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung gestellt werden.

Pakistan: Alles nur ein großer Bluff, oder was?

Wednesday, January 7th, 2009

Lassen wir Indien doch mal ein wenig in Ruhe und werfen einen Blick in das diesseits so geliebte Pakistan, was mit Nachrichten Furore macht, die mich als Frau alle mal mehr aufregen als die hiesigen Verkehrsverhältnisse:

Dass Pakistan nicht gerade als Ausbund an Gleichberechtigungsbestrebungen gilt, ist vermutlich allen hinlänglich bekannt. Dass die Taliban einen Kreuzzug gegen Bildung für Mädchen führen und ihnen am liebsten die Schule verbieten würden, wahrscheinlich auch.

Nun aber macht die reaktionäre Haltung der Taliban nicht einmal mehr vor einem so sakrosankten Institut wie der Ehe halt: Die über Lautsprecherdurchsagen aus Moscheen gesteuerte und als “force-marriage campaign” bezeichnete Kampagne der Taliban fordert in weiten Teilen der North-West-Frontier-Province (NWFP), die Zwangsheirat von Töchtern im heiratsfähigen Alter mit militanten Taliban – andernfalls drohen ‘dire consequences‘, schreckliche Folgen. Und zwar für Töchter wie für Eltern.

Eltern müssen nun in den Moscheen Erklärungen über Alter und Geschlecht ihrer Kinder abgeben, so dass alle heiratsfähigen Mädchen einkassiert werden können, freiwillig oder erzwungenermaßen.

Another sad story.

Saturday, January 3rd, 2009

Der Tod kommt unerwartet und auf leisen Sohlen. Und er kommt schnell, manchmal.

Ich hatte neulich hier über die Situation auf dem Mumbai- Pune Highway berichtet – unbeleuchtete Fahrzeuge zuhauf, schlechte Bremsen, mangelnde Ausbildung der Fahrer, das allgegenwärtige Chaos auf indischen Straßen.

Seit zwei Tagen ist die Erkenntnis, auf dieser Autobahn sein Leben lassen zu können, keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern reale Gewissheit. Während U. und ich noch fröhlich in das neue Jahr feierten, war die nachmittägliche Fahrt von Lonavla nach Pune für den 19-jährigen Neffen meiner Freundin Amita, Student am renommierten Symbiosis Law College in Pune, die letzte seines Lebens: Er wurde auf der Rückbank eines sich überschlagenden Maruti Alto zerquetscht, ebenso wie zwei seiner Freunde, beide ebenfalls 19 bzw. 20 Jahre alt. Fahrer und Beifahrer überlebten schwerverletzt. Unfallursache: unbekannt.

Happy New Year!

Thursday, January 1st, 2009

eine Sammlung von Silvester-Feuerwerk

Halleluja! Es ist vollbracht, 2008, meine ich.

Nachdem uns gestern diese kleine Sammlung indischer Raketen, Vesuve und Kanonenschläge mit ihren kriminell unberechenbaren Lunten fast ins Nirvana geblasen hätte, sind wir seit 24.00 Uhr auf unser geringes, wenn nicht sogar nichtvorhandenes Repertoire an Taubstummen-Sprache reduziert – Das Geböller mag unsere Gesichter verschont haben, nicht jedoch unsere Ohren. Unsere nächtliche Kommunikation erwies sich unter anderem deshalb als ungewohnt unelegant (“Hää? Was hast Du gesagt?”), um nicht zu sagen: retardiert.

Mittlerweile sind wir glücklicherweise wieder in der Lage, in Zimmerlautstärke miteinander zu kommunizieren und die Nachbarn konnten den dritten Polizeieinsatz wieder abbestellen – Sie befürchteten wohl ernsthafte Auseinandersetzungen. Kurzum, es war eine lange, laute Nacht.