Archive for November, 2008

Fotostrecke: A Nightwalk Through Sudder Street

Sunday, November 9th, 2008

Ich wünschte, ich hätte vor drei Wochen in Kalkutta die Zeit gehabt, diese Bilder zu posten – ich hatte sie nicht. Es war die Nacht, nachdem ich im Kalighat-Tempel gewesen war, und die Nacht, nachdem ich das erste Mal Mother Theresa’s Nirmal Hriday betreten hatte. Ich war aufgewühlt, lange, nachdem ich mich von T. und R. nach dem Abendessen verabschiedet hatte. Und so lief ich nicht direkt nach Hause, sondern streifte durch die nächtlich erleuchtete Sudder Street und die Gegend um den ‘New Market‘. Und je mehr ich lief, je mehr ich fotografierte, entdeckte ich mein nächtliches Kalkutta. Ein Kalkutta, das für mich mehr Magie barg, als die sonnenbestrahlte Stadt des Tages, die ich als aufgeräumt empfand, trotz der sterbenden Kolonialbauten; Relikte aus einer anderen Zeit, sterbende Dinosaurier, nur teilweise konserviert und doch bestimmend für das Stadtbild, den Charakter dieser Metropole.

Beware of Uniforms

Thursday, November 6th, 2008

Tja, das ist schon was: Zurück in Pune und gleich wieder Ärger mit der indischen Bürokratie. Diesmal war es die indische Post, die mich so richtig schön hat auflaufen lassen: Bevor ich nach Indien kam, hätte ich nie gedacht, dass es ein Land geben könnte, das bürokratischer und unflexibler als Deutschland ist – in Indien werde ich eines Besseren belehrt. Ganz banales Grundszenario: Als ich vor drei Tagen nach Hause kam, fand ich in der Post ein Mitteilungsschreiben vor, dass ein Postbote versucht hätte, einen “registered letter” zuzustellen, was aber wegen Abwesenheit meines Göttergatten nicht möglich gewesen sei. Soweit, so gut. (Wobei sich die Frage stellt, warum der Postbote den Brief nicht einfach in den Briefkasten geworfen hat oder ihn unter der Tür durchgeschoben hat, so dick war er ja nicht? Aber o.k., das ist bei uns auch so und warum soll man da meckern).

Yes, they can. And, yes, they did.

Thursday, November 6th, 2008

Es gibt Tage, an denen ich unheimlich dankbar bin. Dankbar dafür, dass Menschen trotz allem Egoismus und Besitzstandsdenken ein Einsehen haben und dass sich diese Einsicht gerade dann zeigt, wenn sie am nötigsten gebraucht wird. Gestern war so ein Tag. Gestern hat die Mehrheit des amerikanischen Volkes sich gegen Repression und Kriegsverherrlichung im Namen von Demokratie und für Gewaltlosigkeit und Dialog entschieden.

Und es hat ein Zeichen gesetzt, auf das alle Afro-Amerikaner seit der Anerkennung ihrer Bürgerrechte durch den Civil Rights Act von 1866 gewartet haben: Mit der Wahl eines schwarzen Präsidenten in das höchste Amt der USA sind die Träume eines Martin Luther King und einer Rosa Parks Realität geworden.

Ich weiß noch, wie ich mit 13 Jahren meine Nase nicht mehr aus dem Buch “Der gewaltlose Aufstand” von Hans-Georg Noack bekam, weil ich fassungslos war angesichts der Brutalität, mit der das weiße Establishment seine Pfründe verteidigte und begeistert von dem Intellekt und der Seele Martin Luther Kings, der Aggression, Unterdrückung und Demütigung mit Gewaltlosigkeit beantwortete. Das waren Menschen, denen es nachzueifern galt, das waren Vorbilder, so wollte ich leben!

Von der Notwendigkeit, allein zu sein.

Wednesday, November 5th, 2008

Großer Seufzer der Erleichterung. Endlich wieder zu Hause. ALLEIN. Das erste Mal seit fünf Wochen. Nicht, dass ich meine Freunde nicht mögen würde, ich mag sie sogar sehr. Aber ich bin nun mal nicht geschaffen für dauerndes Zusammensein mir anderen. Nicht mal mit meiner lieben Mutter oder einigen meiner besten Freunde.

Ich werde unleidlich, wenn ich mich nicht zurückziehen kann, allein sein kann. Dauerndes Reden strengt mich ungeheuer an und das, was mich ausmacht, meine Kreativität, meine Nähe zu mir selbst, wird immer schwächer. Das geht soweit, dass ich nicht mehr schreibe, weil ich letztlich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, wenn dauernd jemand um mich herum ist.