Archive for August, 2008

Nachts um Vier, allein.

Saturday, August 23rd, 2008

Mit einem satten „Plock!“ und leisem Nachhall fällt die Haustür ins Schloss, ich bin wieder allein. U. ist für eine Woche in Deutschland und dies ist ein Moment, den ich fürchte. Wie viele Male ging es mir als Kind so – ich bin eines dieser klassischen Einzelkinder, die allein im nächtlich stillen Haus erwachten, und niemand war da. Und NIEMAND war da! Alles dunkel, keine Stimmen, dunkler Garten, schwarze Nacht. Viel Platz für Fantasie, viel Platz für Angst. Früher, als ich klein war, setzte ich mich dann auf die Stufen unserer Holztreppe, die von den Schlafzimmern hinab zu Flur und Wohnzimmer führte und sah aus dem angrenzenden Fenster auf die spärlich erleuchtete Straße hinaus. Keine Häuser gegenüber, nur verlassene Tennisplätze und unbeleuchtete Nachbarhäuser, Einzelhäuser, wie unseres. Ich wartete. Je mehr ich wartete, desto ängstlicher wurde ich. Was war das Knacken eben, an der linken Seite vom Haus? Ich lauschte angestrengt, dann ein Rauschen in der großen Tanne, Schritte auf dem kleinen Weg, der an unserem Gartenzaun vorbeiführte, ein Schatten: ein nächtlicher Spaziergänger, oder doch, ein Einbrecher? Angst.
Während meine Eltern angeregte Diskussionen mit Freunden führten, steigerte sich mein Verlassenheitsgefühl langsam zur Panik. Hilfe! Ist da denn niemand? Kommen sie nicht mehr zurück? Wo sind sie?

What they will do for S.E.X.

Wednesday, August 20th, 2008

Gestern hat es Knickohr ganz übel erwischt. Ich kam nachmittags nichtsahnend zur Baustelle, fröhlich, weil ich mich auf mein süßes Liebespaar freute und dann das: Knickohr blutete übel aus zahlreichen Wunden am ganzen Körper, da wo die Zähne der anderen liebestollen Rüden eingeschlagen hatten. Eine Verletzung war besonders schlimm: An der Innenseite des rechten Hinterlaufs klaffte ein Fünf-Mark-Stück großes Loch, zwei Zentimeter tief, dicht an der Arterie. Es sah furchtbar aus. Ankush erzählte mir, wie eine Stunde zuvor fünf Rüden über Knickohr hergefallen waren, der ‘seine‘ Ma vergeblich zu verteidigen versuchte. Er musste sofort zum Tierarzt.

Somewhere along the way U. said “No!”

Monday, August 18th, 2008

Wir hielten irgendwo an einer Fernfahrer-Raststätte inmitten des Deccan, des trockenen Landstrichs, der weite Teile jenseits der Western-Ghats umfasst – trockene Hochebenen, Agaven, Ziegen- und Schafsherden zwischen Dornenhecken auf kargem Land. Und dennoch fruchtbar: Die freundlichen Leute von der Tankstelle zeigten uns einen Wurf Hundewelpen, geboren und gesäugt unter ein paar gestapelten Drainagerohren. Es fiel uns schwer, hart zu bleiben, die Kleinen zum Knuddeln und Mitnehmen nahe.

Wir schmusten, sogar flohfrei. So weich und warm und klein, herzzerreissend. U. und ich guckten einander an: ‘Sollen wir?‘ Andererseits: Wir fliegen am 30. August nach Kerala. Ich glaube kaum, dass das Hotel von einem Welpen begeistert wäre, geschweige denn die Airline. Denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Von Uwe kam ein mit fester Stimme gesprochenes “Nein”. Vernünftiger Mann. Den restlichen Rückweg schmollte ich. Dieses Mal, dieses eine Mal sind wir entkommen.

Ein Wochenende in Karnataka

Monday, August 18th, 2008

Wir haben Glück: Wir haben einen neuen Fahrer. Einen gut gelaunten. Dasharat ist so um die zwanzig, ein schlacksiger Smartguy mit Goldring im Ohr. Vielleicht ein kleines bisschen schwul. Auf jeden Fall nicht familienorientiert wie Manoj. Dasharat hat auch Bock auf seinen Job, das merkt man, wenn man mit ihm fährt, denn Dasharat wäre gerne Rennfahrer geworden. Nun sind Rennfahrer-Karrieren überall auf der Welt eher selten, was aber in Indien nichts macht, denn man kann Rennen ja auch auf jeder x-beliebigen Landstraße fahren. Vergangenes Wochenende fuhren wir nach Bijapur. Feine 350 Kilometer auf dem Highway 9 von Pune Richtung Südosten. Dasharat rieb sich die Hände und drückte aufs Gas. Sechs Stunden und etliche “Near Misses” später entstiegen wir einer Wolke Bremsstaub (und einem unversehrten Toyota) und checkten ins Hotel Madhuvan ein.

An manchen Tagen fühl ich mich müde, einfach nur müde…

Wednesday, August 13th, 2008

O.K. Wir hatten bereits festgestellt, dass manche Dinge hier etwas länger dauern. Internet zum Beispiel, oder funktionierende Handys, oder Lieferungen von Jagtap.

Nun, heute waren es Flugbuchungen. Wir haben hier in Indien eine Website, die nennt sich www.makemytrip.com. Alles easy, alles online verfügbar, eticket for plastic. Da wollte ich, praktischerweise, zwei Flüge für U. und mich buchen, denn wir wollen mal zum Ausspannen nach Kerala. Ich hatte auch nette Flüge gefunden, allerdings muss man einschränkend sagen, DASS ES KEINE NETTEN FLÜGE AB PUNE GIBT. Immerhin aber ab Mumbai, direkt in zwei Stunden nach Trivandrum und nicht, WIE ÜBER PUNE, erst nach Chennai, dann dort drei Stunden Aufenthalt und von dort aus weiter nach Trivandrum, was den Trip mal locker auf sieben Stunden aufbläst. Dann doch lieber nach Mumbai fahren (drei Stunden) und dann direkt fliegen – dafür dann aber auch immerhin schon mittags da sein und nicht, wie bei der anderen Variante, erst gegen Abend. Soweit, so gut.

Die Somar-Connection

Thursday, August 7th, 2008

Gestern Abend rief mich mein bester Freund und Frauenversteher Somar an, es gäbe Neuigkeiten bezüglich Manoj. Ob ich die hören wolle? Er käme dann gleich mal vorbei, er sei eh grad in der Gegend. Und U. sei doch in Delhi, die Luft also rein für ein konspiratives Besäufnis, oder?

‘Klar‘, sagte ich und rollte mit den Augen vor lauter Müdigkeit, ‘komm vorbei!‘, denn natürlich war ich neugierig, was Manoj von Somar gewollt hatte. Dazu muss ich ergänzen, dass die beiden sich bisher nur einmal begegnet waren. Damals hatte mir Somar gesteckt, wie unsympatisch er M. gefunden hatte. Er sei maulfaul, unmotiviert und deutlich zu schlecht gelaunt für seinen Job als Fahrer. Dann hatten wir das Thema gewechselt, zu unerfreulich.