Archive for the ‘Angestellte’ Category

Die Somar-Connection

Thursday, August 7th, 2008

Gestern Abend rief mich mein bester Freund und Frauenversteher Somar an, es gäbe Neuigkeiten bezüglich Manoj. Ob ich die hören wolle? Er käme dann gleich mal vorbei, er sei eh grad in der Gegend. Und U. sei doch in Delhi, die Luft also rein für ein konspiratives Besäufnis, oder?

‘Klar‘, sagte ich und rollte mit den Augen vor lauter Müdigkeit, ‘komm vorbei!‘, denn natürlich war ich neugierig, was Manoj von Somar gewollt hatte. Dazu muss ich ergänzen, dass die beiden sich bisher nur einmal begegnet waren. Damals hatte mir Somar gesteckt, wie unsympatisch er M. gefunden hatte. Er sei maulfaul, unmotiviert und deutlich zu schlecht gelaunt für seinen Job als Fahrer. Dann hatten wir das Thema gewechselt, zu unerfreulich.

Goodbye Manoj – Makes me think…

Tuesday, August 5th, 2008

Indien ist härter als ich. Oder ich bin zu emotional, ich weiss es nicht. Gestern jedenfalls bekam U. obige sms, und damit war unser gemeinsames Leben mit Manoj als unserem Fahrer auf einen Schlag Vergangenheit.

Ich bin traurig darüber. Manoj, der Zwerg, war zwar ein kleines Sensibelchen und fuhr nicht gerade einen heißen Reifen, trotzdem mochte ich ihn. Er war introvertiert, angenehm introvertiert, kein Macho-Großmaul und mir hat es Spass gemacht, ihn ein wenig aufzutauen.

Tja, das ist nun vorbei und all diese Abschiede sind wie kleine Tode für mich. Vielleicht liegt es daran, dass wir neu in Indien sind, vielleicht hat mich der Umzug um die halbe Welt anhänglich gemacht, immerhin war Manoj von der ersten Stunde in Indien dabei und man gewöhnt sich an die Eigenheiten des Anderen. Außerdem ist es neu für mich, ständig fremde Menschen in meine Lebensgewohnheiten einzuweihen und in die intimen Räume meines Lebens zu lassen. Ein Auto zähle ich dazu.

Ich habe fertig

Saturday, August 2nd, 2008

Es gibt Tage, an denen sollte man am besten nicht aufstehen. Gestern war so ein Tag.
Es begann damit, dass Wondana, meine Perle, mal wieder um 8.00 Uhr morgens in der Tür stand. Nun könnte man meinen, dass daran ja grundsätzlich nichts auszusetzen sei. Richtig. Trotzdem: Wir hatten ursprünglich vereinbart, dass sie um 9.30 Uhr mit ihrer Arbeit beginnt und mir dann bis 12.30 Uhr zur Verfügung steht. Die gegenwärtige Realität sieht anders aus: 8.00 Kommen, 9.30 Uhr Gehen. Der Unterschied?
Ein gewaltiger: Weil U. und ich nämlich zu dieser Zeit aufstehen, nackt und blind wie die Maulwürfe im Haus herumlaufen und nach unseren Klamotten suchen oder andere Dinge machen, die meine Perle einfach nichts angehen, zum Beispiel frühstücken. Wir mögen unsere Privatsphäre. O.K. Ich rief Somar an, the one-and-only-Frauenversteher und Freund, damit er dolmetschte.

Finally, the container has arrived

Wednesday, June 4th, 2008

Auch so eine Geschichte: Seit zwei Wochen sind wir wieder im Besitz unserer Sachen, besser gesagt, der Hälfte unserer Sachen. Nein, nicht weil die andere Hälfte beim Umzug hops gegangen wäre, sondern weil ich mir einen Spaß daraus gemacht habe, die andere Hälfte auszumisten, alte Teddys, Taschen, Tennisschläger, Teppiche, Teller etc. scharf anzugucken, “nein, Du nicht!” zu sagen und alles auf einen großen Haufen im Wohnzimmer zu werfen, der dann dankbar von diversen Indern ameisengleich abtransportiert und der bestimmungsgemäßen Weiterverwertung zugeführt wurde: “Die Guten ins Kröpfchen, die Schlechten ins Töpfchen” – so herum, und nicht anders.

Will heißen, ich habe Somars und Wondanas Großfamilie müllsäckeweise (die großen schwarzen für Bauschutt, deren Restexemplare sich dankenswerterweise noch im Container befanden) mit Geschenken nach Hause geschickt, die sie entweder für sich behalten, oder, auch attraktiv, verkaufen konnten.

Vom Glück einer europäischen Geburt

Tuesday, May 6th, 2008

Gestern war ich geschockt. Nicht nur Jothie hat unter einem trunksüchtigen Ehemann zu leiden, auch Wondana hat so eine nutzlose Zecke erwischt. Folgender Sachverhalt: Wie wir wissen, ist Wondana schwanger. Sie erwartet eine Larki, also ein Mädchen. Neulich, als sie mir das mitgeteilt hat, um ihre Übelkeit und ihr Nichterscheinen zu erklären (ansonsten ist sie zuverlässig, die Süße, es könnte also etwas werden mit unserer arrangierten Ehe), strahlte sie über beide Backen. Ich habe sie beglückwünscht, mich mit ihr gefreut. Leider währte das Glück nicht allzu lange.

Gestern war sie bei mir, als das Telefon klingelte. Somar, mein Freund und Helfer, war am Apparat, gleichzeitig Wondanas Großonkel, oder was weiß ich. Er wollte Wondana sprechen. Dann verlangte er mich: Er müsse mir leider mitteilen, dass Wondana heute einen freien Tag bräuchte. Sie müsse nämlich in die Klinik, um ihr kleines Mädchen abzutreiben. Das habe ihr Ehemann von ihr verlangt, und sie hätten deswegen einen großen Streit am Wochenende gehabt. Ihr Ehemann sei im Übrigen ein Trinker und das Geld reiche nicht hin und her um die Familie zu ernähren, also müsse das Mädchen weg und Wondana heute in die Klinik (nach Auffassung des Ehemannes).

Jothie doesn’t come here anymore

Tuesday, May 6th, 2008

Ich trauere. Immer noch. Denn ich habe Jothie, das wunderhübsche Ding mit den liederlichen langen Locken, die Zigeunerin, die durch mein Haus tanzte, meine häusliche Verbindung zu Indien, genauer: zu Maharashtra, gefeuert. Musste ich. Leider. Denn genauso, wie Jothie wirkt, so anmutig, tänzelnd, frei, lebt sie auch, will heißen, dass ich mich nicht auf sie verlassen kann, denn sie macht, was sie will. Für sie ist das schön, für mich weniger. Jothie kam, wann sie wollte, oder eben auch nicht. Kein Anruf, keine Nachricht durch ihre Mutter, die nebenan beschäftigt ist, nichts. Ich saß hier und wartete..und wartete und…wartete. Was, nebenbei und an anderer Stelle bereits erwähnt, in Indien ja nichts Ungewöhnliches ist. Nur eben: Es kostet meine Zeit. Zeit, die ich durchaus anders hätte verbringen können, WENN ICH NUR ETWAS GEWUSST HÄTTE, JOTHIE, DU RÜCKSICHTSLOSES DING!