Archive for the ‘Angestellte’ Category

Harte Bandagen

Monday, November 24th, 2008

Vier Jahre lang hatte Shanti Terror: Terror bei Ankush, ihrem Arbeitgeber, bei dem sie sieben Tage in der Woche, sechs bis sieben Stunden täglich die Böden fegte und wischte, entstaubte, Wäsche wusch, bügelte, Frühstück für den hohen Herren bereitete und Füße massierte. Vier Jahre lang nonstop Dienst bei einem reichen Inder, also 1460 Tage oder 8760 Stunden bücken, putzen, katzbuckeln, sich ducken, um nicht angeschrien zu werden, getreten oder geschlagen, denn auch das kam vor, wenn der hohe Herr schlechte Laune hatte, oder getrunken hatte. Vielleicht passierte auch noch Schlimmeres, aber darüber würde Shanti nicht sprechen, dazu ist sie eine zu feine Seele.

1460 Tage drangsalierte Demütigung für 1200 Rupien pro Monat.

Irgendwann, vor einigen Monaten, als Wondana bei mir aufhörte und ich mich bei Somar, ihrem Mann und meinem guten-Freund-und-Frauenversteher erkundigte, ob Shanti nicht Lust hätte, für mich zu arbeiten, wagte Shanti dann das erste Mal aufzubegehren, gedanklich zumindest, denn Ankush, so viel war klar, würde Shanti nicht freiwillig gehen lassen.

Indian Beauty on the way

Monday, October 6th, 2008

Irgendwann, an einem Shiva-Tempel auf dem Weg zu Cape Comorin in Tamil Nadu, traf ich diese Schönheit auf dem Weg – Shanti. Shanti wollte fotografiert werden und ich erfüllte ihren Wunsch gern. Dann zog sie ihres Weges, zurück auf die Straße, auf der Suche nach ein paar Rupien.

Alive and Well!

Sunday, September 21st, 2008

Wir sind seit einer Woche zurück aus Kerala und groß war meine Erleichterung, dass ‘meine‘ Crew von der Baustelle trotz verschärfter Tischleraktivitäten wohlauf ist. Vollzählig, hungrig, gut drauf. So soll es sein. Knickohrs große Wunde am Bein ist gut verheilt, ein bisschen mager ist er, aber das bekommen wir hin. Ma wird sichtlich dicker (Stichtag Mitte Oktober) und ich frage mich, a) wie viele schwarznasige, knickohrige, geschlossenäugige Mini-Ma‘s in ihrem Bauch heranwachsen und b) ob Knickohr es geschafft hat, der einzige Vater zu sein?

Wer weiss. Tatsache ist, dass da ganz wundervolle Welpen heranwachsen und ich werde Euch jetzt etwas fragen, wofür U. mich hauen wird, aber meine Messer sind gewetzt und bin bereit für den Kampf: Ich habe mich gefragt, ob es nicht Sinn machen würde, wenn wir die Welpen nach Deutschland oder nach Indien vermittelten. Irgend jemand grundsätzlich Interesse?

Ab jetzt putze ICH und ich find‘s klasse!

Friday, September 19th, 2008

Seufzer-der-Erleichterung, die Nummer wäre jetzt auch ausgestanden. Wondana ist weg, und das ist gut so. Zuletzt hat mich schon das morgendliche Kratzen des Schlüssels im Haustürschloss genervt, wenn Madam mal wieder meinte, sie müsste schon um zehn vor acht mit dem Putzen beginnen (Zur Erinnerung: Abgemacht war von zehn bis ein Uhr).

Dann hat sie immer schön um uns herumgewischt, wenn wir am kleinen Frühstückstisch in der Küche saßen (die Küche ist nicht groß) oder musste genau dann, wenn wir den letzten Krümel Toast in den Mund steckten, anfangen, abzuwaschen, klapper, klapper.

Nicht auszuhalten, abgesehen vom Unterhosen-Problem: Ich habe nun mal morgens um die Zeit nicht gern viel an, zumal es hier warm ist. Also, immer wenn ich das Gekratze im Türschloss hörte, nach oben ins Schlafzimmer gehechtet, um mich in Schale zu werfen – für meine Putzfrau. Abgesehen auch davon, dass ich um diese Zeit nicht gern kommuniziere, höchstens mit meinem Computer, aber den liebe ich auch, denn es ist eine STILLE KOMMUNIKATION.

Traue niemals einem Inder

Sunday, August 24th, 2008

Wie häufig habe ich die Aussprüche “Traue niemals einem Inder” oder “Inder lügen doch sowieso nur” von den hier lebenden Ausländern schon gehört? Etliche Male. Immer habe ich die Redner belächelt, gelegentlich verachtet, je nach Kontext. Auf jeden Fall habe ich solches Denken immer für bedenklich gehalten, wenn nicht sogar für gefährlich. Mir ist zuviel Selbstgefälligkeit darin und derlei Sprüche erinnern mich zu sehr an das narzististische, mörderische Gedankengut des Dritten Reichs. Generalisierende Vorurteile sind dumm UND gefährlich. Was aber, wenn an ihnen ein Funken Wahrheit ist?

Langsam etabliert sich in mir ein Bild von den Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, das ich gar nicht mag, bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal für möglich gehalten hätte: Diese Inder, mit denen ich täglich zu tun habe, und nur von ihnen kann ich mir ein Bild machen, sind opportunistisch, illoyal und unehrlich und nicht einmal clever genug, damit nicht sofort aufzufliegen. Und sie kommunizieren nicht.

Ein Wochenende in Karnataka

Monday, August 18th, 2008

Wir haben Glück: Wir haben einen neuen Fahrer. Einen gut gelaunten. Dasharat ist so um die zwanzig, ein schlacksiger Smartguy mit Goldring im Ohr. Vielleicht ein kleines bisschen schwul. Auf jeden Fall nicht familienorientiert wie Manoj. Dasharat hat auch Bock auf seinen Job, das merkt man, wenn man mit ihm fährt, denn Dasharat wäre gerne Rennfahrer geworden. Nun sind Rennfahrer-Karrieren überall auf der Welt eher selten, was aber in Indien nichts macht, denn man kann Rennen ja auch auf jeder x-beliebigen Landstraße fahren. Vergangenes Wochenende fuhren wir nach Bijapur. Feine 350 Kilometer auf dem Highway 9 von Pune Richtung Südosten. Dasharat rieb sich die Hände und drückte aufs Gas. Sechs Stunden und etliche “Near Misses” später entstiegen wir einer Wolke Bremsstaub (und einem unversehrten Toyota) und checkten ins Hotel Madhuvan ein.