Archive for the ‘Armut’ Category

Das sanfte Gesicht Bengalens

Monday, October 20th, 2008


Kalkutta: ‘Grand Dame‘ aller indischen Städte, gelegen an einem der heiligsten Flüsse Indiens, einem Seitenarm des Ganges, dem Hooghly, voller Prachtbauten der Kolonialzeit, langsam in Würde verfallend, kommunistisch regiert, Heimat für geschätzte 16 Millionen Menschen, Heimat auch für die verstorbene Mutter Theresa, ihre Charity und ihr Sterbeheim, heimliche Kunst- und Kulturhauptstadt Indiens mit Literaturgiganten wie Rabindranath Tagore und Zellulloid-Größen wie Satyajit Ray.

Kalkutta auch, mit ihrem unrühmlichen Ruf, die Ärmsten aller Armen Indiens zu beherbergen, mit ihren Gehsteigen für menschliche Massenlager, jede Straße ein herzzerbrechendes Elendsquartier: „Bakshish, Sister, Bakshish, I need to buy milkpowder for my son, look, he is here, sleeping in my arm!“

Wie soll, wie kann man also 16 Millionen Menschenleben, die Gegensätze dieser Stadt, diesen ständigen Wechsel zwischen Arm und Reich, zwischen Prachtbau und Planenlager auch nur annähernd beschreiben?

there’s a goat in every corner…

Monday, October 13th, 2008

Pune Glitzerstadt? So jung, modern, schick und so neu? So möchten sich die Stadtväter von Pune gern verstanden wissen, gerade in Anbetracht der 3. Commonwealth Youth Games, die gestern hier eröffnet wurden und die internationale Aufmerksamkeit garantieren.

Auch wenn man an den zahlreichen Luxus-Bauprojekten der Stadt vorbeifährt, könnte man meinen, ganz Pune wäre in einen gigantischen Geldnapf gefallen und es ginge allein darum, den Freunden (und Feinden) zu beweisen, dass man es geschafft hat – man wohnt heute im “Soul Space”, in der “Comfort Zone” oder im “Sunshine Hills”, riesigen abgeschlossenen, eingezäunten Wohnanlagen, die vom Kindergarten über Schulen und Sportplätze alles beherbergen, was man zum Leben braucht und die man noch maximal zum Arbeiten verlassen muss. Man muss dem Straßenpöbel nur noch bedingt begegnen. Indien hat draußen zu bleiben! Schönes, neues, reiches Indien.

Just a thought…(Update)

Friday, October 10th, 2008

Ich weiß nicht, wer die Nina ist, die vor einiger Zeit hier in der ZEIT über ihr Leben in Indien gebloggt hat und das spielt an dieser Stelle auch keine Rolle.

Aber ich finde ihre Beschreibung des Gefühls-Mischmaschs, den jeder erlebt, der sich länger mit dem Land, diesem riesigen Subkontinent auseinandersetzt, auseinander zu setzen hat, weil er in ihm lebt, sehr treffend. Um eine Platitude zu zitieren: Indien ist das Land der Gegensätze (‘Unity in diversity‘) und, was ich daran witzig und bemerkenswert finde, ist: Es ist das Land der Gegensätze IN DIR. Indien lässt einen nicht kalt, weil es Dir dazu keine Gelegenheit gibt. Sobald Du Deine mehr oder minder gesichterte Fluchtburg verlässt, bist Du da draussen und Deinen Eindrücken ausgeliefert. Es sei denn, Du schließt auf die Dauer die Augen, aber dann wärst Du tot.

Über den (Bau)zaun geguckt: what some people are doing with BIG BUCKS

Wednesday, October 8th, 2008

Was aussieht wie die überladene Replik eines gigantischen griechisch-römischen Tempels, der sich mit der Akropolis messen könnte, ist nicht mehr (und nicht weniger) als das neue Privathaus eines der reichsten Männer der Welt: Dr. Cyrus Poonawallah, Nr. 287 auf der aktuellen Forbes-Liste, Platz 22 auf Forbes Asia, geschätzt auf 3,1 Milliarden Dollar. Und es entsteht in den schattigen Alleen des Koregaon Park, Pune.

Obwohl alle Puneiten, mit denen ich über die Familie sprach, Mr. Poonawalla mehr mit dem berühmten Gestüt der Familie in Verbindung bringen, hat der heute 68-jährige den Grundstein seines Vermögens nicht mit der Aufzucht erstklassiger Rennpferde (das macht er auch) gelegt, sondern mit der Gründung einer kleinen Firma, dem Serum Institute of India, das sich seit den 1960er-Jahren mit der Herstellung von Billig-Impfstoffen beschäftigt und sich seit der WHO-Anerkennung 1994 zum weltweit fünftgrößten Impfstoff-Lieferanten profiliert hat.