Archive for the ‘India shocks’ Category

Kuh-Pipi statt Cola?

Monday, February 16th, 2009

indische Kühe fressen aus einem Muellhaufen auf der Straße

Wenn es nach dem Willen der fundamentalistischen Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) geht, werden wir in Indien alle in Zukunft Kuh-Urin statt Cola trinken: Mit einem euphemistisch als Kuh-Wasser bezeichneten Gebräu aus Urin und Kräutern will sich die RSS gegen die Fremdbestimmung von Coca-Cola & Co im heimischen Getränkemarkt durchsetzen.

Laut Spiegel.de befindet sich das Getränk momentan in einer Erprobungsphase und durchläuft verschiedene Tests im nordindischen Lucknow – die Markteinführung ist für Ende dieses Jahres geplant.

Die RSS-Organisation gilt als eine der militantesten unter den fundamentalistischen Hindu-Gruppierungen Indiens und glaubt an die Wiederbelebung traditioneller hinduistischer Werte und eines nationalen Bewusstseins. Ich zitiere Wikipedia, englisch: “RSS believes in a “burning devotion to the Motherland (India), a feeling of fraternity among all citizens, intense awareness of a common national life derived from a common culture and shared history and heritage”, as well as to “activise the dormant Hindu society (of India), realise its past mistakes, to instill in it a firm determination to set them right, and finally to make it bestir itself to reassert its honour and self-respect.”

Ninjas für die Liebe

Saturday, February 14th, 2009

ein Kampfkünstler verteidigt Liebespaare

Schlechte Aussichten für engstirnige Moralapostel: In einer beispiellosen Aktion beschützt am heutigen Valentinstag ein Geschwader von Liebesengeln die Liebespaare von Neu Delhi vor Übergriffen von selbsternannten Sittenwächtern. Der Trick dabei: Alle Teilnehmer der Aktion sind Kampfkünstler, die meisten von Ihnen tragen einen schwarzen Gürtel. Mindestens 10 solcher Liebesengel-Gruppen werden die typischen Treffpunkte von Liebespaaren “bewachen” – moralsaure Aggressoren werden nötigenfalls flachgelegt, allerdings nicht im Bett.

Ravi Kalvar, der Gründer der ‘Save the Earth’ Foundation, richtet sich mit der Aktion vor allem gegen die Shri Ram Sene, die einen Boykott des Valentinstags von den Mädchen und Jungen der Stadt gefordert hatten: “Das sind doch kranke Leute, vereint durch ihre Frustration und Eifersucht. Der Valentinstag ist ein Tag, an dem man seine Zuneigung zeigen darf und sollte und zwar auch einem selbstgewählten Partner. Dies ist ein freies Land und wir lassen uns weder diese Freiheit noch ein Recht auf freie Partnerwahl durch eine selbstgestrickte, Taliban-orientierte Organisation nehmen “, erklärte er der Times of India.

Über den Berg.

Tuesday, February 10th, 2009

little brown dog chewing on sneakers


Aufatmen. Die Krankheit als solche gilt als überstanden. Kalus Staupetiter hat das beachtliche Ergebnis von 1,9 logND50 und dieses kryptische Zifferchen nebst kryptischer Einheit (logND50?) gilt in Fachkreisen als nahezu perfekter Schutz. Man könnte jetzt glauben, die Sache sei damit vom Tisch und fortan leben alle glücklich und zufrieden.

Das ist ein Irrtum.

Jetzt ist Reha dran, damit das Zucken weniger wird und auch das unkontrollierte Hingefalle, aua. Zu diesem Zweck empfehlen Tierarzt und die freundliche Akupunkteurin Leyla von nebenan (jawohl, richtig gelesen: Akupunkteurin, allerdings für PFERDE, die sich aber auch Hunde zutraut, und die ich schließlich in Pune ausfindig gemacht habe) Physiotherapie, möglichst im Wasser. Mit anderen Worten: Der Hund muss SCHWIMMEN.

Nun ist dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden. Die Zusammenhänge sind einigermaßen klar: Hund spaddelt, Hund bewegt Brustmuskulatur, Hund trainiert Beweglichkeit und Koordination und baut in seinem schwachen linken Vorderlauf Muckis auf, die dann den fehlgeleiteten Nerven einen Vogel zeigen können, wenn der Tickimpuls kommt.

Another sad story.

Saturday, January 3rd, 2009

Der Tod kommt unerwartet und auf leisen Sohlen. Und er kommt schnell, manchmal.

Ich hatte neulich hier über die Situation auf dem Mumbai- Pune Highway berichtet – unbeleuchtete Fahrzeuge zuhauf, schlechte Bremsen, mangelnde Ausbildung der Fahrer, das allgegenwärtige Chaos auf indischen Straßen.

Seit zwei Tagen ist die Erkenntnis, auf dieser Autobahn sein Leben lassen zu können, keine abstrakte Vorstellung mehr, sondern reale Gewissheit. Während U. und ich noch fröhlich in das neue Jahr feierten, war die nachmittägliche Fahrt von Lonavla nach Pune für den 19-jährigen Neffen meiner Freundin Amita, Student am renommierten Symbiosis Law College in Pune, die letzte seines Lebens: Er wurde auf der Rückbank eines sich überschlagenden Maruti Alto zerquetscht, ebenso wie zwei seiner Freunde, beide ebenfalls 19 bzw. 20 Jahre alt. Fahrer und Beifahrer überlebten schwerverletzt. Unfallursache: unbekannt.

Hautnah.

Saturday, November 29th, 2008

Die Einschläge rücken näher. Terrorismus war ein Phänomen, das sich bisher immer in weiter Ferne abgespielt hat. Terroranschläge und seine Opfer, Blutbäder und verstümmelte Leichen waren etwas, was man aus dem Fernsehen kannte: Solche finsteren Ereignisse fanden in Kriegsgebieten statt, im Kosovo, in Afghanistan, im Irak, meinetwegen noch in Pakistan. Ganz schlimm war 9/11 – der Vorbote eines neuen Zeitalters der Gewalt gegen arglose Menschen, unkontrollierte, bestialische Gewalt gegen Zivilisation, Freiheit und eine demokratische Grundordnung. Aber auch das war weit weg, denn ich war in Europa und nicht in N.Y.

Das ist jetzt anders. Für mich jedenfalls, seit wir in Indien leben. Nun passieren diese Dinge um die Ecke – mit dem nahesten Angriff jetzt in Mumbai, gerade einmal 170 Kilometer entfernt. Das ist in etwa die Entfernung zwischen Hannover und Hamburg oder München und Nürnberg. Ein Katzensprung.

Terror in Mumbai (Update)

Thursday, November 27th, 2008

Kranke Realität: Keine zwei Monate ist es her, dass wir uns hier über Terroranschläge ausgetauscht haben und ich meiner Befürchtung Ausdruck verliehen habe, dass es wieder geschehen wird, in Pune oder auch Mumbai.

Letzte Nacht war es soweit: In Mumbai stürmten mit Maschinengewehren und Granaten bewehrte Terroristen wild um sich schießend nacheinander mindestens sieben Ziele in Colaba, darunter die Ikone Mumbais am Gateway of India, das Taj Hotel, das Oberoi, den Hauptbahnhof, Cafés (unter anderem das Leopold, ebenfalls eine Ikone Mumbais, in dem ich schon viele Abende verbracht habe) und Krankenhäuser. Bisher wurden laut BBC News mindestens 101 Menschen erschossen und 287 verletzt. Weitere 100 bis 200 Menschen vermutet man noch in der Hand von Geiselnehmern, die das Taj und das Oberoi in ihrer Gewalt haben (Quelle: Spiegel.de). Jetzt stürmen Armee-Scharfschützen die Gebäude um die Geiseln zu befreien. Ausgang ungewiss.