Archive for the ‘indische Gesellschaft’ Category

Survival of the fittest? Indische Grausamkeit, hautnah.

Saturday, May 1st, 2010

Es ist eine Sache, von Gräueltaten in der Zeitung zu lesen. Das kann man hier täglich und nicht nur auf Bildzeitungs-Niveau. Angesichts der prekären sozialen Verhältnisse (laut einer Statistik der Weltbank leben 44 Prozent der indischen Bevölkerung von weniger als einem US-Dollar am Tag. Ausrufezeichen.) wundert es mich täglich, dass es verschwindend wenig wirtschaftlich motivierte Gewaltkriminalität gibt.

Dennoch tropft aus indischen Zeitungen das Blut, wie hier bereits 2008 beschrieben. Dabei handelt es sich vielfach nicht um Gewaltakte aus wirtschaftlichen Gründen, sondern um persönlich motivierte Totschlag-Szenerien oder Morde. Morde, die im Namen der “Ehre” verübt werden, wegen Familienzwistigkeiten, aus Eifersucht, Morde sogar aus religiösen Gründen. Indien ist ein sehr emotionales Land.

Wie gesagt: Es ist eine Sache, über “Incredible India” zu lesen, wie sich das Werbemotto des indischen Tourismusverbands ironischerweise nennt, eine andere, die Schattenseiten einer hilfslosen und von Doppelmoral geprägten Gesellschaft im nächsten Umfeld mitzubekommen:

Ein neues China? Indien zensiert blogs.

Friday, April 23rd, 2010

Manchmal hilft der Zufall etwas nach: Zunächst konnte ich nicht glauben, dass die Unerreichbarkeit der blogs von blog.de etwas mit Politik zu tun haben könnte. Erst als Tage und Wochen ins Land gingen, und die Webseiten für mich unerreichbar blieben, wurde ich misstrauisch: Sollten die Seiten gesperrt sein, zensiert?

Lächerlich! Keine der Seiten, weder Danielas, noch Kerstins, enthält auch nur annähernd kriminellen content, höchstens ein wenig Sozialkritik, aber das ist es auch schon.

Was zunächst eine Vermutung war, verdichtete sich heute zu einer sehr wahrscheinlichen Erklärung: Bemerkenswert ist nämlich, dass die Seiten über einen Anonymizer, einen verschleierten Web-Proxy, erreichbar sind. Was lässt das allein für einen Schluss zu?

Richtig: Mein Internetanbieter, der staatliche Provider BSNL, hat blog.de-Seiten gesperrt. Und weil man das nur bedingt selektiv tun kann, wurden mal kurz alle, ALLE, blog.de-Seiten verbannt. Zur Terrorbekämpfung? Das wäre bestimmt die offizielle Variante, gäbe es eine.

Auch das ist Indien.

Thursday, April 8th, 2010

Ich bin sauer, stinksauer. Angeblich ist Indien ja ein ach so spirituelles Land, jeder hält am Tag mindestens fünf Poojahs ab, man rennt in die Tempel, man betet, man wirft sich vor Lakshmi oder Ganesh in den Dreck, man verbrennt viel Räucherwerk und macht einen großen Zauber um alles, was heilig ist oder sein könnte.

Nur im Alltag sieht die Sache anders aus. Da gilt das Faustrecht oder eher alttestamentarische Gesetze wie ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn’. Indien ist meiner Erfahrung nach ein Land der Missgunst, keiner gönnt dem anderen die Butter auf dem Brot oder gar größeren materiellen Wohlstand.

Nun zum Auslöser meines Ärgers: Heute hatte ich vor, den Hundezwerg Zorro endlich seinem neuen Zuhause zuzuführen, das im Moment noch eher eine Baustelle ist als ein fertiges Haus, denn mein bester-Freund-und-Frauenversteher Somar hat gebaut. Und zwar hinter der neu gezogenen Mauer. Und legal. Endlich gehören ihm die 20 Quadratmeter Grundfläche indischen Bodens, auf denen jetzt sein neues, zweigeschossiges Haus entsteht. Soweit, sogut.

Der heilige Zigaretten-Verkäufer von Mumbai

Tuesday, October 13th, 2009

“Auf immer und ewig können Sie woanders nach Wahrheit, Liebe, Intelligenz und Wohlwollen suchen, Gott und die Menschen anflehen – alles umsonst. Sie müssen bei sich selbst anfangen, mit sich selbst, das ist das unumgängliche Gesetz. Sie können nicht das Spiegelbild ändern, ohne Ihr Gesicht zu ändern. Realisieren Sie zuerst, dass die Welt nur eine Reflexion Ihrer selbst ist, und hören Sie auf, nach Fehlern an der Reflexion zu suchen. Beschäftigen Sie sich mit sich selbst, bringen Sie sich selbst in Ordnung – mental und emotional. Das Physische wird automatisch folgen.

Einmal Kalkutta, nicht zurück.

Wednesday, September 30th, 2009

Das europäische Menschenhirn stellt sich in seiner grenzenlosen Naivität einen Bahn-Ticketkauf in Indien wie folgt vor: Man betritt ein authorisiertes Reisebüro, sagt wann man wohin möchte, in welcher der ungefähr 15 Klassen man reisen möchte und bekommt dann einen entsprechenden Fahrschein ausgehändigt. Einfach, oder?

Nee, nee, so läuft das nicht. Viel zu europäisch gedacht. Die Realität sieht anders aus. Bei meinem ersten Anlauf zum Erstehen des begehrten Fahrscheins rettete ich mich aus strömendem Regen in das trockene Innere des kleinen Reisebüros an der Ecke, trug hoffnungsfroh mein Anliegen vor, woraufhin der Angestellte nach unverständlichem Gemurmel zum Telefon griff und in den Hörer bellte. Kurze Zeit später reichte er mir das schmierige Plastikteil herüber und ich hatte seinen Chef an der Strippe. Er erklärte mir, dass das System leider nicht funktionieren würde – womit er wohl das elektronische Reservierungssystem der indischen Eisenbahn meinte. Ich könne es doch morgen noch einmal probieren – bis dahin solle es wohl wieder laufen.

Let´s get personal.

Monday, July 27th, 2009

Achtung: Der nachfolgende Beitrag verallgemeinert die Darstellung aus sprachlichen Gründen zu Ungunsten einer gewissen Bevölkerungsgruppe indischer Mitmenschen. Das ist nicht das Resultat kolonialer Überheblichkeit meinerseits (“so sind sie eben, die Inder!”, gesprochen mit einem leicht resignierten Seufzer und hochgezogener Augenbraue), sondern spiegelt meine persönlichen Erfahrungen wider, die natürlich MEINE Erfahrungen sind und sich nicht verallgemeinern lassen. Allerdings erkenne ich Tendenzen, die mir missfallen. Dem hier angesprochenen Herrenmenschen-Habitus ist dieser Beitrag gewidmet. In der Regel werde ich nett behandelt – natürlich. Denn ich bin weiß, vergleichsweise wohlhabend und kann mich wehren. Wehe, man ist/kann das nicht.

Wenn man nicht acht gibt, hier in Indien, wird man untergebuttert. Das geht ganz schnell. Die Männer sind nicht das Problem. Nein, es sind Frauen; indische Oberschicht-Frauen. Sie haben keine Haare auf den Zähnen, sondern Pelze. Sie wissen genau, wo sie hinwollen und wie sie dahin kommen. Wehe, man steht Ihnen dabei im Weg. Sie sind es gewöhnt, zu kommandieren. Sie sind eloquent, selbstzufrieden und ungeheuer von sich überzeugt. Und sie sind so ziemlich das Zickigste, was ich je kennengelernt habe: